Als Iron Maiden den Titel ihres aktuellen Albums bekannt gaben, gab es Spekulationen, ob dies das letzte Studiowerk der Band sein würde, zumal Steve Harris einmal gesagt haben soll, dass 15 Alben sein erklärtes Ziel seien. Nun ist "The Final Frontier" da und zum Glück hat die Band inzwischen dementiert, dass dies das Ende ihrer Karriere sein wird.
Mit einer Gesamtlaufzeit von über 76 Minuten bei zehn Songs ist dies die bisher längste Platte der Schwermetaller: Mit Ausnahme von "The Alchemist" sprengen alle Lieder die Fünf-Minuten-Marke, der leider etwas schwach ausgefallene, epische Albumabschluss "When The Wild Wind Blows" über ein Paar, das in einem Atombunker Selbstmord begeht, weil es ein Erdbeben für den Nuklearkrieg hält, ist sogar elf Minuten lang. Was fehlt, sind offensichtliche Hitsingles im Stil von "The Evil That Men Do", "The Trooper" oder "Flight Of Icarus", statt dessen dominieren komplizierte Songstrukturen mit Tempi- und Rhythmuswechseln, die die ganze Aufmerksamkeit des Zuhörers verlangen. Aber gerade darin liegt die Stärke dieses am ehesten dem Progressive Metal zuzuordnenden Albums, denn mit jedem Abspielen setzen sich die Songs stärker im Gehörgang fest. Es ist eine CD, die man wahrscheinlich auch noch nach Jahren gerne hört, weil es immer was neues zu entdecken gibt.
Musikalisch haben Iron Maiden bei allem Wiedererkennungswert einmal mehr auch Freude am Experimentieren gezeigt: Das spacige, über vierminütige, sich chaotisch über heulende Guitarren windende Intro des Openers "Satellite 15 ... The Final Frontiert" hat Anklänge an Industrial und dürfte die Geister der Fans scheiden. Ich persönlich mag es nicht und hätte is lieber als einzelnen Song gesehen. Danach schlägt es aber zum Glück in ein klassiches Metalstück um. "Mother Of Mercy" beginnt langsam mit Bruce Dickinsons melodischem Gesang über perlenden Guitarrenklängen und entwickelt sich dann zu einem düsteren Vulkan aus progressiven Riffs und einem starken Refrain. "The Alchemist" erinnert mit seinen Doppel-Lead-Guitarren am ehesten an die klassische Iron-Maiden-Ära der 80er Jahre, verpackt in den Sound von 2010. Insgesamt haben Iron Maiden nicht nur einen Aufguss des Altbekannten abgeliefert, sonder die Entwicklung der letzten Alben, insbesondere von "A Matter Of Life And Death" fortgesetzt.
Bruce Dickinson ist vielleicht altersbedingt (der Mann ist 52!) nicht mehr ganz auf dem stimmlichen Niveau der 80er Jahre. Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso man ihn manchmal extrem hoch singen lässt. Eine Zumutung. Ansonsten ist sein Gesang natürlich genial wie immer, die Gitarren sind auch gut, der Bass sowieso und die Drums klingen routiniert. Inhaltlich deckt "The Final Frontier" Iron-Maiden-typische dunkle Bereiche wie Krieg, Tod, Weltuntergang und Mythen ab, wobei, passend zum Albumtitel und zur Coverart, ein Science-Fiction-Grundthema vorherrscht.
Insgesamt eine tolle Scheibe, die aber wegen dem fehlen mehrere Toptitel und Bruces manchmal zu hohen Gesang 2 Punkte verliert